Eigenlasten von historischen Deckenkonstruktionen bis 1919

Für eine Beurteilung und Bewertung der Standsicherheit von historischen Deckenkonstruktionen ist es er­for­derlich, sich über die Eigenlasten der Decken zu informieren. Die zuständigen Behörden im Deutschen Reich haben dazu in zeitlichen Abständen entsprechende Erlasse über die Eigengewichte von Baustoffen und einzelnen Bauteilen herausgegeben. Einer der ersten Erlasse über Eigengewichte zum Nachweis der Standsicherheit von Gebäuden war 1887 vom Königlichen Polizei-Präsidium in Berlin bekannt gegeben wor­den. Im Jahre 1910 bzw. 1919 wurden neue Runderlasse vom preußischen Ministerium der öffentlichen Ar­bei­ten herausgegeben.

Amtliche Bestimmungen

Auskunft zu Angaben über die Deckeneigenlasten seitens der Baubehörden geben die folgenden Tabellen:

Tabelle 1:

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Quelle: Bekanntmachung der Bau-Polizei-Ordnung vom15. Januar 1887 In: Centralblatt der Bauverwaltung Jg. 1887

Anmerkung

Ab 1890 kam es breiten Einsatz von gewölbten und ebenen Massivdeckensystemen. Mit der Patentierung der Klein’schen Decke 1892 begann eine Entwicklung für unterschiedliche Bauarten von ebenen Massiv­decken. Die Eigenlasten dieser Massivdecken mussten bis zum Erlass von 1910 bei jedem Stand­sicher­heits­nach­weis gesondert ermittelt werden. Meist behalf man sich durch Angaben der Hersteller und deren amt­lichen Prüfzeugnisse bei der Ermittlung der Eigenlasten.

Tabelle 2 (Auszug):

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Quelle: Vorschrift der Bauabteilung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom 31. Januar 1910 In: Börner, F., Statische Tabellen, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin, 1910, S. 13

Anmerkung

In diesem Erlass wurden bereits die Eigenlasten von ebenen Massivdecken mit aufgeführt und die Angaben aus der Tabelle wurden allgemein zum Standsicherheitsnachweis verwendet.

Tabelle 3:

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Quelle: Vorschriften der Bauabteilung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom 24. De­zem­ber 1919 In: Börner, F., Statische Tabellen, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin, 1923, S. 40

Anmerkung

Der Gültigkeitsbereich für den Erlass vom 24. Dezember 1919 des preußischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten war nur für einen Teil des Deutschen Reiches gültig. Andere Bundesstaaten erließen abweichende Vorschriften. (Quelle: Stahlwerks-Verband A.-G. (Hrsg.) Eisen im Hochbau, Düsseldorf, 1924)

Weitere Eigenlastangaben von Deckenkonstruktionen in Fachbüchern

Tabelle 4:

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Quelle: Breymann, G. A., Die Konstruktion in Eisen, Allgemeine Baukonstruktionslehre Bd. 3: Die Kon­struk­tion in Eisen, bearb. von Königer, O., 1902, Tabelle 3c

Tabelle 5:

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Quelle: Bazali, M., Zahlenbeispiele zur statischen Berechnung von Eisenkonstruktionen, Verlag Arno Peschke, Glauchau 1909, S. 207.

Tabelle 6 (Auszug):

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Quelle: Hrsg. Stahlwerks-Verband A.-G., Taschenbuch mit Zeichnungen und Angaben über die Verwendung von Eisen im Hochbau, Düsseldorf, 1913, S. 211

Bei Verwendung der Werte aus historischen Quellen sind folgende Umrechnungen vorzunehmen:

100 kg = 1kN
100 kg/m² = 1 kN/m²

Die in den Tabellen angegebenen Eigenlasten dienen nur zum Vergleich. Bei einem erneuten Stand­sicher­heits­nachweis ist vom gegenwärtigen Bauzustand und den verbindlichen gültigen Bestimmungen und bautechnischen Regelwerken auszugehen.

weitere Quellen:

  • Ahnert, R. / Krause, K., Typische Baukonstruktionen von 1860 -1960, Bd. 2, Verlag für Bauwesen, Berlin, 2001
  • Bargmann, H., Historische Bautabellen, Werner-Verlag, Düsseldorf, 1993
  • Ebinghaus, H., Formeln und Tabellen für den Hochbau, Verlag Heinrich Killinger, Nordhausen, o. J.
  • Fölzer, E., Eisenkonstruktionen, M. Hittenkofer, Strelitz/Mecklenburg, o. J., (1908)
  • Foerster, M., Taschenbuch für Bauingenieure, Teil 1, Verlag Julius Springer, Berlin, 1921
  • Kolbe, E., Die wichtigsten Decken und Wände der Gegenwart, Buchdruckerei Richard Kühne Nachf., Oberhausen Rheinland, 1905

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